Zugang zur Gesundheitsversorgung für Menschen ohne Krankenversicherung
Darum geht es uns:
In Baden-Württemberg leben, wie in anderen Bundesländern auch, viele Menschen ohne (ausreichenden) Krankenversicherungsschutz, genaue Zahlen sind nicht verfügbar.
Für einen fehlenden Krankenversicherungsschutz gibt es zahlreiche und sehr unterschiedliche Gründe. Häufig hängt es mit dem ungeklärten Aufenthaltsstatus von Migrant*innen zusammen. Aber auch EU-Bürger*innen, die bspw. auf Arbeitssuche sind, sind betroffen. Eine weitere Personengruppe ohne ausreichende Absicherung sind ehemals Selbstständige, die ihre Beiträge zur privaten Krankenversicherung nicht mehr bezahlen können und/oder Beitragsschulden haben sowie Menschen ohne festen Wohnsitz.
Obwohl jeder Mensch in Deutschland das Recht auf medizinische Behandlungen hat, bleibt diese vielen Betroffenen verwehrt.
Erschwerend kommt hinzu, dass ausreichend spezialisierte Beratungsangebote und Hilfssysteme fehlen. Getragen von zivilgesellschaftlichen Initiativen ist ein lokal verankertes vielfältiges Angebot an Anlaufstellen für Menschen ohne ausreichende gesundheitliche Versorgung entstanden. Da diese häufig ehrenamtlich und spendenbasiert getragen werden, geraten viele dieser Projekte an ihre persönlichen und fachlichen Grenzen.
Der gleichberechtigte Zugang für alle Menschen in Deutschland zu einer angemessenen Gesundheitsversorgung darf nicht privater Wohltätigkeit überlassen werden, sondern ist eine staatliche und gesamtgesellschaftliche Aufgabe.
Unser Ziel:
Durch das beantragte Projekt soll ein landesweites Beratungsangebot für die Krankenversicherungs-Klärung (Clearing) etabliert werden, welches bislang in der überwiegenden Mehrheit der baden-württembergischen Kommunen fehlt.
Um möglichst viele Patient:innen bei der Rückkehr in eine Krankenversicherung beziehungsweise der Suche nach dem zuständigen Kostenträger zu unterstützen, bedarf es dringend der Schaffung eines Clearingangebots mit passenden personellen Kapazitäten und adäquater professioneller Expertise.
Nur durch professionelles Clearing kann das Problem der fehlenden Krankenversicherungen mit finanziell und sozial nachhaltiger Wirkung gelöst werden.
(Re-)Integration in Krankenversicherungen und die Identifikation sowie Geltendmachung von Ansprüchen bei Sozialkostenträgern erfordern fundierte Kenntnisse der Sozialberatung inklusive Wissen in den Gebieten des Aufenthalts-, Asyl-, Arbeits-, Sozialversicherungs- und Familienrechts, die nur mit entsprechender regelmäßiger Weiterbildung erworben werden können. Eine wiederholte fachliche Aneignung ist insbesondere aufgrund der fortlaufenden Änderung der Rechtslage nötig.
Das machen wir:
1. Clearing für Klient*innen
Die Clearingstelle des BaWABS berät ab Januar 2024 alle Personen ohne Krankenversicherung in Tübingen, Reutlingen und Umgebung und wird vom Ministerium für Soziales, Integration und Gesundheit des Landes Baden-Württemberg für die Laufzeit eines Jahres gefördert.
In der Clearingstelle arbeitet ein/e Sozialarbeiter:in, die speziell zu sozialrechtlichen Fragen der Klärung von Ansprüchen gegenüber der gesetzlichen Krankenversicherung sowie weiteren Sozialleistungsträgern ausgebildet ist. Als soziale Einrichtung unterliegen wir der Schweigepflicht.
Wir beraten Menschen zum Thema Absicherung im Krankheitsfall und prüfen, welche jeweiligen Möglichkeiten es für die ratsuchende Person gibt. Dafür arbeiten wir eng mit anderen Beratungsstellen zusammen.
Wir beraten alle Menschen in Baden-Württemberg, die …
- keine Krankenversicherung haben
- nicht wissen, ob sie krankenversichert sind oder Probleme mit ihrer Krankenversicherung haben
- aus dem Ausland kommen, auch ohne Papiere
- nicht versichert sind und zum Arzt oder zur Ärztin müssen
Unsere Beratungen sind kostenlos, anonym und vertraulich.
Wir beraten Sie auch, wenn Sie nicht sicher sind, ob sie eine Krankenversicherung haben oder nicht.
2. Vernetzung, Fortbildung und Öffentlichkeitsarbeit
Aus unserer Erfahrung ist es dabei sinnvoll, ein landesweit koordiniertes Beratungsnetzwerk aufzubauen. Durch die Finanzierung mehrerer einzelner kommunal begrenzter Projekte würde die Unausgewogenheit der Angebote für Menschen ohne Krankenversicherung nur erweitert. Essenziell ist, für eine Verbesserung der Situation der Betroffenen großen Wert auf Vernetzung, Koordination und Öffentlichkeitsarbeit zu legen.
Zu all dem werden wir als landesweit tätiger Verein beitragen.
der Zugang zur Gesundheitsversorgung ist ein Menschenrecht